Warum trotz allem jetzt der richtige Zeitpunkt für nachhaltiges Handeln ist

Warum trotz allem jetzt der richtige Zeitpunkt für nachhaltiges Handeln ist

31.03.2022

Abstract

Angesichts des Krieges in der Ukraine und der schrecklichen Nachrichten und Bilder, die uns seit dem 24. Februar täglich erreichen, hat der Ende Februar veröffentlichte neue Teilbericht des Weltklimarates nicht die ihm eigentlich gebührende öffentliche und mediale Aufmerksamkeit erfahren. Dass nachhaltiges Denken und Handeln aber auch in Krisenzeiten wichtig und richtig ist, zeigt ein Blick in die Geschichte des Nachhaltigkeitsbegriffs.

Am 28. Februar 2022 hat der Weltklimarat (IPCC) seinen Teilbericht „Folgen, Anpassung und Verwundbarkeiten“ zu den Auswirkungen der Klimakrise veröffentlicht. In dem mehr als 3600 Seiten umfassenden Bericht, an dem 270 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus 67 Ländern mitgearbeitet haben, kommen die Autorinnen und Autoren zu dem Schluss, dass die Menschheit bei jedem weiteren Zögern ein kleines und sich schnell schließendes Zeitfenster verpassen werde, um eine lebenswerte und nachhaltige Zukunft für alle sicherzustellen (“Any further delay in concerted anticipatory global action on adaptation and mitigation will miss a brief and rapidly closing window of opportunity to secure a liveable and sustainable future for all“; IPCC, Climate Change 2022. Summary for Policymakers, p. 35).

Obwohl man in den Wald hineinrief, schallte es kaum heraus

Dass dieser Appell angesichts der schrecklichen Nachrichten und Bilder aus der Ukraine nicht die ihm eigentlich gebührende Resonanz in den Medien fand, ist sicherlich nachvollziehbar. “Keiner hörte, was der IPCC diese Woche zu sagen hatte”, konstatierte Anfang März Joachim Müller-Jung (FAZ) in einem Kommentar zum IPCC-Bericht mit dem Titel “Wie die Welt in ihre teuerste Katastrophe taumelt”. Eines zeigt der Klimabericht aber ganz deutlich: Trotz all der anderen Bedrohungen, der sich die Welt derzeit ausgesetzt sieht, duldet die Lösung der Klimakrise keinen Aufschub. Der beste Zeitpunkt für nachhaltiges Handeln ist JETZT. Treffend formuliert hat das auch Markus Tressel in seinem bei LinkedIn und hier auf der Trepublica-Seite veröffentlichten Beitrag: “Die drohende Klimakrise wird keine Rücksicht darauf nehmen, dass wir uns jetzt auch anderen Krisen, Katastrophen und sinnlosen Kriegen zuwenden müssen“.

Nachhaltigkeit – ein Begriff aus und für Krisenzeiten

Nachhaltigkeit ist kein Schönwetterkonzept, das man mal so nebenbei umsetzen kann, wenn sonst nichts anderes auf der politischen oder unternehmerischen Agenda steht. Dass vorausschauendes nachhaltiges Denken und Handeln auch in düsteren Zeiten möglich ist, zeigt ein Blick auf die Geschichte des Begriffs, der erstmals Anfang des 18. Jahrhundert belegt ist. In jenen frühen Jahren des 18. Jahrhunderts herrschte in Europa Krieg, genauer gesagt waren es gleich zwei Kriege, die von den damaligen europäischen Mächten ausgefochten wurden und unter denen die europäische Bevölkerung zu leiden hatte: Im “Großen Nordischen Krieg” (1700–1721) rang Schweden gegen Russland, Dänemark-Norwegen und Sachsen-Polen um die Vorherrschaft im Ostseeraum und im “Spanischen Erbfolgekrieg” (1701–1714) kämpften Frankreich und die österreichischen Habsburger mit ihren jeweiligen Verbündeten im “ersten Weltkrieg des 18. Jahrhunderts” um die Nachfolge auf dem spanischen Königsthron. Obendrein wurde Europa in den Jahren 1708–1714 noch von der Pest heimgesucht, der Schätzungen zufolge insgesamt mehr als eine Million Menschen zum Opfer fielen. In dieser düsteren Zeit veröffentlichte Hans Carl von Carlowitz, seines Zeichens Oberberghauptmann in Sachsen, der in dieser Funktion auch zuständig für die Holzversorgung der sächsischen Bergwerke und Hütten war, sein Hauptwerk “Sylvicultura oeconomica”. Darin entwickelt und beschreibt er ausführlich das auch heute in der Forstwirtschaft noch gültige Nachhaltigkeitsprinzip, demzufolge sich der Holzverbrauch im Rahmen dessen bewegen müsse, was der Wald “zu zeugen und zu tragen vermag” (Carlowitz 1713, p. XI; vgl. hierzu auch Tressel 2022, p. 96, sowie – ausführlich zum Nachhaltigkeitsbegriff und zum Leben und Werk von Carlowitz – Grober 2013, 112–120). Carlowitz schrieb sein Buch nicht nur in Zeiten kriegerischer Auseinandersetzungen, sondern auch in Zeiten einer drohenden Ressourcenkrise, die den damals wichtigsten Rohstoff Holz betraf. Wo dieser Rohstoff knapp wurde, verloren die Menschen eine wichtige Existenzgrundlage. Holzmangel in der Heimat war nachweislich einer der Gründe, warum beispielsweise Menschen aus Südwestdeutschland im späten 18. und 19. Jahrhundert – also viele Jahrzehnte nachdem Carlowitz eine “nachhaltende Nutzung” des Rohstoffes Holz angemahnt hatte –, nach Amerika auswanderten (vgl. Grewe, 2004, 46 n. 63).

Die Zeit zum Handeln ist jetzt

Der kürzlich veröffentlichte Teilbericht des Weltklimarates zeigt deutlich, dass die klimapolitischen Herausforderungen, vor denen wir im 21. Jahrhundert stehen, globaler, vielfältiger, komplexer, gleichzeitig aber nicht weniger dringlich sind als zu Carlowitz’ Zeiten. Daher kann die einzige Antwort auf die Frage “Was können wir tun?” nur lauten: “Handeln, und zwar jetzt, gerade jetzt und trotz allem jetzt!”

Literatur

Carlowitz, Hans Carl von: Sylvicultura oeconomica, oder haußwirthliche Nachricht und naturmäßige Anweisung Zur Wilden Baum-Zucht, Leipzig, Braun, 1713.

Grewe, Bernd-Stefan: Der versperrte Wald. Ressourcenmangel in der bayerischen Pfalz (1814–1870), Köln/Weimar/Wien, Böhlau, 2004.

Grober, Ulrich: Die Entdeckung der Nachhaltigkeit. Kulturgeschichte eines Begriffs, München, Kunstmann, 2013.

Tressel, Thomas: Mehr Verantwortung wagen. Warum Corporate Social Responsibility mehr ist als nur drei Wörter, Norderstedt, BOD, 2022.

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